Archiv für die Kategorie „Literatur“

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Nina Restemeier über
Das Lied der Dunkelheit und Das Flüstern der Nacht von Peter V. Brett
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ingrid Herrmann-Nytko
Um sich in der Welt der Fantasyliteratur einen Namen zu machen, reicht es nicht, einfach einen Roman zu schreiben. Nein, wer etwas gelten will, verfasst Trilogien oder mehrbändige Chroniken. So auch Peter V. Brett mit seiner Dämonensaga, die 2008 mit Das Lied der Dunkelheit eröffnet wurde und deren zweiter Teil Das Flüstern der Nacht im Sommer 2010 auf Deutsch erschien. Ungünstig ist nur, dass hier der Eindruck entsteht, die Handlung sei künstlich aufgeblasen worden, um einen entsprechenden Umfang zu erreichen.

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Elisabeth Schmalen über
Tiere essen von Jonathan Safran Foer
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Isabel Bogdan, Ingo Herzke und Brigitte Jakobeit
„Das ist ja alles ganz schrecklich – aber der Mann beschreibt schließlich die amerikanischen Verhältnisse, bei uns ist das bestimmt ganz anders“ – so oder so ähnlich hätte die Reaktion des deutschen Lesepublikums auf Tiere essen von Jonathan Safran Foer lauten können, wenn der Verlag sich damit begnügt hätte, den Text für die deutsche Ausgabe einfach unkommentiert übersetzen zu lassen. Doch glücklicherweise ist dies nicht der Fall.

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Marina Alexandrova

Lehnen sich Söhne gegen Väter auf, dann aus der Überzeugung, etwas Andersartiges schaffen zu können. So Jewgeni Basarow in Ivan S. Turgenjews Romanklassiker Väter und Söhne. Das Miteinander der Generationen erlebt der Leser im Russland des 19. Jahrhunderts, indem er mit zwei Studenten in die Kutsche steigt, um zu ihren Familien zu fahren. Annelore Nitschkes feinfühlige deutsche Übersetzung vollzieht die politisch brisanten Generationenkonflikte in Turgenjews Klassiker zeitgemäß nach.

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Silke Pfeiffer

Die Banalität des Bösen im Kleinsten – der Trend geht zum Dorf. Zunächst die sadistische Kindergang aus Michael Hanekes Spielfilm Das weiße Band, die am Vorabend des 1. Weltkrieges ein norddeutsches Dorf terrorisierte. Nun ein 400-Seelen-Dorf, das gemeinschaftlich einen Mord begeht, um noch Schlimmeres nicht ans Tageslicht kommen zu lassen. Hier ist auch Brodeck mit seiner Familie untergekommen.

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Caroline Sauter über
Und dann gab's keinen mehr von Gilbert Adair
aus dem Englischen übersetzt von Jochen Schimmang
Gilbert Adairs dritter und letzter Evadne-Mount-Krimi nimmt den Leser mit auf eine rasante, intelligente literarische Karussellfahrt durch ein schwindelerregend gutes Buch, das nicht nur hervorragend übersetzt ist, sondern auch als Meta-Meta-(Meta-)Roman sämtliche Genrekonventionen auf unterhaltsamste Weise subvertiert. Der Übersetzer Jochen Schimmang treibt in der deutschen Übersetzung diese postmoderne Spielerei gekonnt auf die Spitze und inszeniert sich als Übersetzer und Romanfigur selbst: er entspricht dem Roman eben mit seiner „untreuen“ Übersetzung. Das ist nicht nur konsequent, sondern nachgerade brillant.

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Christine Becker über
Bitterfotze von Maria Sveland
aus dem Schwedischen übersetzt von Regine Elsässer
Sara träumte von einem Leben in einer gleichberechtigten Beziehung. Doch nach der Geburt des Sohnes fällt die Beziehung in eine klassische Rollenverteilung... Maria Svelands Bitterfotze, eine Mischung aus Roman, Autobiographie, Reportage und Sachbuch, wurde in Schweden innerhalb kürzester Zeit zu einem Bestseller, doch in Deutschland lässt der Erfolg bislang auf sich warten.

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Rolf Pütter über
Die Klasse / Schulkummer von François Bégaudeau / Daniel Pennac
aus dem Französischen übersetzt von Katja Buchholz und Brigitte Große / Eveline Passet
Zwei Generationen, zwei Sichten auf Schule in Frankreich: François Bégaudeau, der selbst Lehrer an einem Pariser Collège war, hat seine Erfahrungen zu einem Roman über das Schuljahr 2003/2004 an seiner ehemaligen Schule verarbeitet. Daniel Pennac, einst ein schlechter Schüler, beschreibt in seinen Erinnerungen, wie er doch noch das Abitur schaffte und es zum Lehrer und Schriftsteller brachte.

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Elisabeth Schmalen über
Der Halbbruder von Lars Saabye Christensen
aus dem Norwegischen übersetzt von Christel Hildebrandt
Drei Generationen von alleinerziehenden Frauen, der vaterlose Fred, der kleinwüchsige Barnum und sein zwielichtiger Vater – die Hauptpersonen in Lars Saabye Christensens skurril-komischer Familiensaga Der Halbbruder sind allesamt Außenseiter der Gesellschaft. Trotzdem bemüht sich jeder von ihnen, auf seine Art und Weise glücklich zu werden, doch kaum einer dieser Versuche ist von Erfolg gekrönt.

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Nadine Alexander über
Winterwald von Patrick McCabe
aus dem Englischen übersetzt von Hans Christian Oeser
Eine kleine Quizfrage: Ein Mann kommt in ein Dorf und bleibt bis lang nach der „Sperrstunde“ in der örtlichen „Schenke“. Hier trifft er auf ein langhaariges Original, das der Besitzer mitleidig als „armen Dummlack“ und das sich selbst als „gottverdammten Hahnebampel“ bezeichnet. Dieser Mensch entpuppt sich schnell als ziemlich ordinär, erfreut sich an einem genussvoll fahrengelassenen „Arschpfeiferl“ und kennt sogar den Onkel des Besuchers, der offenbar ein dorfbekannter „Huppjoseph“ ist. Jetzt die Frage: Wo und wann mag dieser Roman spielen?

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Stefanie Jacobs über
Legenden von Hugo Hamilton
aus dem Englischen übersetzt von Henning Ahrens
Ein Mann, zwei Versionen einer Geschichte und zwei Bonbons. Hugo Hamilton erzählt die Geschichte eines Musikers auf der Suche nach seiner Identität und breitet dabei ein kunstvolles Mosaik aus Erinnerungen, Spekulationen und Gedanken aus.

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Rolf Pütter über
Pura Vida von Patrick Deville
aus dem Französischen übersetzt von Holger Fock
Der Ich-Erzähler in Patrick Devilles Roman reist durch Mittelamerika, um Nachforschungen über William Walker, einen US-amerikanischen Abenteurer des 19. Jahrhunderts, anzustellen. Aber die Biographie dieses Mannes, kurzzeitig Präsident von Nicaragua, wird unversehens zu einer rasanten Geschichte der lateinamerikanischen Revolutionen der letzten 200 Jahre, mit Auftritten von Simón Bolívar, César Sandino und Che Guevara.

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Katrin Segerer über
Beethoven war ein Sechzehntel schwarz von Nadine Gordimer
aus dem Englischen übersetzt von Malte Friedrich
Ein Insekt unter der Glasplatte des Schreibmaschinendisplays bringt eine Autorin aus ihrer Routine, ein weißer Universitätsprofessor sucht nach möglichen schwarzen Vorfahren, eine Frau besucht nach dem Tod ihres Mannes dessen frühere schwule Affäre, eine weitere Protagonistin riecht die Geliebte ihres Mannes in seinem Nacken, wieder eine andere hört sie im Spiel seines Cellos, ein Träumender trifft Tote – diese Erzählungen scheinen auf den ersten Blick keinen Zusammenhang zu haben. Wie sieht’s auf den zweiten aus?

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Karolin Viseneber über
Zweimal Juni von Martín Kohan
aus dem Argentinischen übersetzt von Peter Kultzen
Fußball und Argentinien, das ist schon lange eine vielversprechende Kombination. Martín Kohan führt uns mit seinem neuesten Roman zurück in eine Zeit vor der „Hand Gottes“. Zwischen Spiel und System sowie Toren und Toten, entwickelt sich diese Geschichte über die letzte argentinische Militärdiktatur.

 

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Katrin Goldenstein über
Motel Life von Willy Vlautin
aus dem Amerikanischen übersetzt von Robin Detje
Über die Art, wie man in deutscher Sprache zu fluchen hat, kann man sicherlich streiten. Aber, ob durch MTV, amerikanische Filme oder schlicht den schnellen Wandel der Umgangssprache, eins ist klar: Wir fluchen immer „englischsprachiger“. Doch es geht auch anders. Robin Detje, der Übersetzer des Romandebüts Motel Life von Willy Vlautin zeigt, dass es für das englische „fucking“ außer einem nervigen „verdammt“ oder einem einfallslosen „verfickt“ würdigere Übersetzungen gibt. Und das ist nicht der einzige Genuss, der beim Lesen aufkommt, wenn Detje in seiner Übersetzung lexikalisch aus dem Vollen schöpft.

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Carina Schumann über
Feuer und Asche von Anne Fine
aus dem Englischen übersetzt von Ulla Kösters
Schon in der Grundschule kramte Anne Fines Romanfigur Tilly jede Nacht ihren Kerzenstummel aus dem Versteck, zündete ihn an und betete darum, dass Ingrid Molloy das Zeitliche segnen möge, denn die war alles, was sie schon immer sein wollte: blond, hübsch und clever. Mittlerweile ist Tilly eine erwachsene Frau, doch ansonsten hat sich seither nicht viel verändert… Raking the Ashes ist eine bissige Satire, die Erschreckendes über menschliches Verhalten aufdeckt.

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