Modalpartikeln, Dialogstrukturpartikeln, Abweichungen in Syntax oder Präpositionsgebrauch, aber auch Dialekte, Archaismen, Mischsprachen und Slang: Der von zwei renommierten Literaturübersetzerinnen herausgegebene Sammelband rückt in sprachhistorischer Perspektive jene kleinen Details ins Licht, die Philologen in früherer Zeit häufig als Regelverstöße verpönten, Übersetzer jedoch oft tagelang umtreiben.
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Für Minderheitensprachen verbindet sich mit der Frage der Übersetzung ein besonderes Problem, nämlich die Frage nach der Identität und dem Überleben der Sprache selbst. Vier Übersetzungswissenschaftlerinnen aus Galicien widmen sich der Frage, wie die Literatur ihrer Region ins Ausland exportiert wird und welche Wirkung dies wiederum auf das Selbstverständnis der Galicier mit Blick auf ihre Sprache und Identität hat. Denn hier geht es um weit mehr als einen gleichberechtigten Austausch zwischen den Kulturen.
„Das ist ja alles ganz schrecklich – aber der Mann beschreibt schließlich die amerikanischen Verhältnisse, bei uns ist das bestimmt ganz anders“ – so oder so ähnlich hätte die Reaktion des deutschen Lesepublikums auf Tiere essen von Jonathan Safran Foer lauten können, wenn der Verlag sich damit begnügt hätte, den Text für die deutsche Ausgabe einfach unkommentiert übersetzen zu lassen. Doch glücklicherweise ist dies nicht der Fall.
Als Literaturübersetzerin und Hochschuldozentin hat Irène Kuhn die Erfahrung gemacht, dass die Leistungen der Übersetzer in der Literaturkritik viel zu wenig beachtet werden. Hier kann ihr Buch Abhilfe schaffen: Antoine Bermans Methode der Übersetzungskritik wird von ihr vorgestellt, durch ihre eigene Übersetzung zugänglich gemacht und anhand von vier deutschen Übertragungen des Baudelaire-Gedichtes Les petites vieilles auf Tauglichkeit überprüft. Damit legt Irène Kuhn die Erprobung eines neuartigen Konzeptes vor und eröffnet der Übersetzungskritik im deutschen Sprachraum neue Möglichkeiten.
In seinen Entwicklungslinien der Translationswissenschaft stellt Erich Prunč die etappenreiche Genese der Translationswissenschaft von einer Interdisziplin bis hin zum heute eigenständigen Fach dar. Hierbei kommt er durch seine klare Darstellungsart der breiten Leserschaft entgegen, ohne jedoch die Bedürfnisse des erfahrenen Studiosus im Geringsten unbefriedigt zu lassen, für den das Werk ein Wissensschatz ist. Trotz weniger Schönheitsfehler gelingt Prunč in seinem Einführungswerk die wesentliche Verbindung von Wissenschaft und Populärmedium, denn Translation als Politikum geht jeden etwas an.
Wie spannend können Tragödien aus dem 17. Jahrhundert für einen heutigen Leser sein? Haben uns die tragédies classiques und ihre Übersetzungen im Zeitalter von Twitter & Co. überhaupt noch etwas zu sagen? Alexander Nebrig stellt in seiner Studie anhand zweier Übersetzungswellen die literaturgeschichtlichen Unterschiede deutscher Racine-Übersetzungen vor und veranschaulicht damit gleichzeitig die noch heute faszinierenden philologisch-rhetorischen Mittel des französischen Bühnenklassikers.
Neue Impulse für die Übersetzungswissenschaft ergeben sich durch eine Perspektivenerweiterung in Richtung moderner geisteswissenschaftlicher Forschungspraxis, wie sie Marcus Beiner in seiner Neuerscheinung beschreibt. Ein historisch reflektierter, dialogischer Umgang mit Fragen des Übersetzens in ihrer spezifischen Perspektivität stellt dort eine wertvolle Ergänzung zu rein empirischen Untersuchungen dar, wo es um die Begründung von Übersetzungskompetenz geht.
Die wahre Geschichte des Zusammenbruchs eines Unternehmens, minutiös an den Tatsachen orientiert und dazu spannend wie ein Thriller. Aber was passiert, wenn ein Meisterwerk der amerikanischen Wirtschaftsliteratur von drei Übersetzern übertragen wird? Lesen Sie, welche Bilanz für das Trio gezogen wird.
Antoine Berman schlägt eine Methode der Übersetzungskritik vor, die sich nicht darauf beschränkt, Original und Übersetzung miteinander zu vergleichen. Vielmehr richtet er seine Aufmerksamkeit auf die Absichten des Übersetzers, sein Projekt. Aufgabe des Kritikers ist es, dieses Projekt zu rekonstruieren, da es ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung der Übersetzung bildet.
Luc Ferry - Philosoph, Professor, Publizist und Politiker - hat auf knapp 300 Seiten zusammengefasst, „was er in der Geschichte des Denkens als wichtig erachtet“. Er rast also in seiner „Philosophischen Gebrauchsanweisung“ in den vier „wichtigsten Schritten“ vom Stoizismus über das Christentum dem Humanismus entgegen, umkreist noch schnell den „Fall Nietzsche“ in der Postmoderne und kommt über die „zeitgenössische“ Philosophie nach der Dekonstruktion schließlich zu seinem eigenen philosophischen Gesamtkonstrukt. In Frankreich war die literarische Welt begeistert. Doch hierzulande scheint die Welle der Begeisterung nicht so hoch zu schlagen. Woran liegt's?
Entfliehen kann man diesem Ereignis nicht. Es trifft jeden von uns. Den einen früher, den anderen später. Wer es nicht schon hinter sich hat, dem steht es noch bevor. Der Tod der Eltern ist eine Bruchstelle in unserem Leben. In den meisten Fällen gibt es zudem noch eine ganz praktische Aufgabe zu bewältigen: Das Haus oder die Wohnung der Eltern muss aufgelöst werden. Die Psychoanalytikerin Lydia Flem hat ein Buch über dieses sehr persönliche und zugleich universelle Thema geschrieben.
Wie gelangte die Vielfalt an Literatur aus Lateinamerika trotz Bespitzelung und Kontrolle ins "Leseland" DDR? Jens Kirsten schildert die Machenschaften des berühmt-berüchtigten Spitzels "IM Roiber" sowie die beharrlichen Bemühungen engagierter Verlagsmitarbeiter und Herausgeber um politisch nicht genehme Autoren. Und er zeigt auf, dass bei aller Einschränkung doch auch viel Pioniergeist möglich war.