Mit dem Anspruch der ‚Treue‘ sehen sich Übersetzer stets aufs Neue konfrontiert. Erscheint es doch jedem auf den ersten Blick schlüssig, dass eine ‚getreue‘ Wiedergabe des Ausgangstextes erstrebenswert sei. Für Valery Larbaud hingegen wandelt sich untertänige Treue in Untreue, denn Wörtlichkeit könne dem literarischen Sinn eines Textes nicht gerecht werden. Im Idealfall verbinde den Übersetzer mit seinem Text vielmehr eine Liebeserinnerung.
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Saint-John Perses Anabase ist ein merk-würdiges Buch. Das lyrische Epos – für das der Franzose Alexis Léger alias Saint-John Perse 1960 den Nobelpreis für Literatur erhält – zieht schlagartig die großen Geister der Epoche in seinen Bann: Sofort nach seiner Publikation im Jahr 1924 erscheinen Übersetzungen der Anabase ins Russische, Englische, Italienische, Spanische und Deutsche, angefertigt von herausragenden Literaten wie T.S. Eliot oder Giuseppe Ungaretti. Auch Walter Benjamin übersetzt Saint-John Perse. Es ist eine merk-würdige Übertragung. Benjamins Übersetzung deutet auf die Sphäre hin (ohne sie jedoch auszusprechen), vor der der Übersetzer nicht verstummen muss, sondern verstummen darf: den Heiligen Text.
Musik, Literatur und Übersetzung – was hat das miteinander zu tun?
Wer den Erzählband Session. Irish Stories des irischen Musikers Mick
Fitzgerald liest, dem fällt auf: Literatur ohne Musik ist für ihn kaum
vorstellbar. Und beim Lesen der Übersetzung von Gabriele Haefs wird
klar, dass auch beim Übersetzen Musikalität eine Rolle spielt. Über
dies und vieles mehr haben wir mit der renommierten Übersetzerin und
Herausgeberin von Fitzgeralds Irish Stories gesprochen.
Alle zwei Jahre erhalten jeweils eine Übersetzerin oder ein Übersetzer aus Deutschland und ein Kollege oder eine Kollegin aus Polen den mit 10.000 Euro dotierten Karl-Dedecius-Preis als Anerkennung für herausragende Übersetzungen. Dieses Jahr ging der Preis an Esther Kinsky und Ryszard Turczyn. Die Verleihung fand just am 90. Geburtstag von Karl Dedecius statt, so war dies eine ganz besondere Geburtstagsfeier.
Dieses Buch birgt ein Geheimnis. Das ahnt man schon, wenn es noch geschlossen ist. Merkwürdig hohl fühlt es sich an, die Deckel lassen sich seltsam weit nach innen drücken, fast meint man, sie könnten sich berühren. Beim Aufblättern dann entpuppen sich die Seiten als aufwendig ausgestanzt, wirken zerbrechlich, verhaken sich beim Umblättern hier und da ineinander. Der Roman ist komplett durchlöchert.
Mario Vargas Llosa, im Jahr 2010 Nobelpreisträger für Literatur, beschreibt in seinem unverkennbaren Stil die Höhen und Tiefen einer jahrzehntelangen obsessiven Liebe. In Das böse Mädchen geht es jedoch nicht nur um romantische oder erotische Liebe, sondern auch um die Höhen und Tiefen der literarischen Übersetzung, die Liebe zur Sprache und zur Literatur überhaupt. Mit einer kompetenten Übersetzung bietet Elke Wehr dem deutschen Leser einen adäquaten Zugang zu diesem großartigen Roman.
wie halten Sie’s mit der Treue? Was die literarische Übersetzung anbelangt, scheint es auf diese Frage lediglich eine gültige Antwort zu geben: Nur eine treue Übersetzung – und damit ist landläufig die wörtliche, die textnahe Übersetzung gemeint – ist eine gute Übersetzung. Doch ob die Übersetzer und Kritiker, die in dieser Ausgabe von ReLü sprechen und über die gesprochen wird, in diesen Lobgesang auf die Wörtlichkeit bedenkenlos einstimmen würden?