Übersetzer sollen sich nicht in frevelhafter Selbsterhöhung zum Autor aufschwingen, dies ist wohl einer der bekanntesten Allgemeinplätze im Diskurs über die Qualität von literarischen Übersetzungen. Besonders häufig und in zugespitzter Form begegnet man diesem Vorwurf da, wo Dichter Dichter übersetzen und eine Übersetzungssprache schaffen, die die Nähe zur eigenen poetischen Sprache nicht verleugnen kann. Claus
Telge löst sich in seiner Dissertation zu den Gedichtübersetzungen Erich Arendts (1903–1984) und Hans Magnus Enzensbergers (*1929) konsequent von dieser verbreiteten normativen Sicht und spricht daher von „Autor-Übersetzern“. Nicht übersetzerische Treue interessiert ihn, sondern das Netz an Intertexten, das sich hier in besonderer Weise
entspinnt.