Editorial Ausgabe 14
von Hanna Ohlrogge

Liebe Leserinnen und Leser!

sie sind Brücken zum Verständnis und wenig beachtete Kunstform: die Texte, die uns Filme in fremden Sprachen nahebringen, ohne dass wir auf Synchronsprecher zurückgreifen müssen. Ihnen widmen wir in der 14. Ausgabe der ReLü einen Ehrenplatz: Wir sprechen Übers Untertiteln. Zu Wort kommt Frank Sahlberger, der uns einen Einblick hinter die Kulissen der Arbeit als Untertitler gibt und von Freud und Leid bei der Übersetzung des Cop-Thrillers End of Watch berichtet. Silke Pfeiffer schreibt in ihrer Rezension von Abdellatif Kechiches Film Couscous mit Fisch gegen das Schattendasein des Berufszweigs an. Nadine Püschel schildert die Arbeits- und Honorarsituation der Untertitler und plädiert für eine Selbstverpflichtung vonseiten der Übersetzer und im Interview erzählen Elisabeth Schmalen und Katrin Goldenstein von ihren ersten Gehversuchen in der Filmuntertitelung.

Auch um die Übersetzung aus „kleineren“, auf dem Literaturmarkt weniger beachteten Sprachen geht es in dieser Ausgabe. Christian Bahr beleuchtet in seiner Besprechung des wissenschaftlichen Werkes Traducción de una cultura emergente die Frage nach der Möglichkeit einer Sprachrettung und Kulturvermittlung durch Übersetzung am Beispiel des Galicischen. Und Friederike Heimann wünscht sich ein größeres deutsches Publikum für die hebräische Dichterin Lea Goldberg – die Neuübersetzungen ihrer Gedichte durch Gundula Schiffer mögen dazu einen Beitrag leisten.

Um Lyrikübersetzung dreht sich auch Kai Rickerts Beitrag zu Vladimir Nabokovs im vergangenen Jahr erschienenen Collected Poems, die ausgerechnet Nabokovs Sohn Dmitri aus dem Russischen ins Englische übertragen hat. Doch wird der Sohn dem Erbe seines Vaters – der vom Übersetzen eine sehr spezifische Vorstellung hegte – letzten Endes gerecht?

Apropos „spezifische Vorstellung“: Die hatte auch Goethe, als er 1812 Shakespeares Romeo and Juliet zielstrebig und eigensinnig ins Deutsche übertrug. Ums Ausmerzen, Glätten und Entfernen von allem Unartigen ging es ihm dabei – Christian Stenger berichtet davon.

Zu guter Letzt haben wir noch einen Tipp für Übersetzer auf der Suche nach Literatur zu sprachhistorischen Eskapaden: Schiefe Syntax, Mischsprachen, Slang – um Einzelfälle der deutschen Sprachgeschichte geht es in Im Bergwerk der Sprache. Vera Viehöver hat den Sammelband zur „Geschichte des Deutschen in Episoden“ genauer unter die Lupe genommen.

Viel Vergnügen beim Schmökern in Ausgabe 14 wünscht Ihnen

Hanna Ohlrogge
für die ReLü-Redaktion

> zurück zur Übersicht